‚Die mysteriöse Eichenholzkiste‘

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Unser Alter war missgelaunt. Der lang ersehnte Wiederaufstieg seiner lokalen Gangstermachenschaften liessen sich mit einem einfachen Bild erklären: dem Regen folgt eine Zeit des Matsches; Kieselsteinchen drehen und wenden sich darin – um einmal an der Oberfläche, wieder durch der gehenden Meute Schuhe in die Tiefe gerückt, im Mittelfeld eingedickt und weithin unbekannt, den Gesichtern neuer Opfer entrissen. Es gelüstete ihn nach frischem Blut. Nicht dass es keine Möglichkeiten gab, allbekannt, die immer gleichen Dinger. Nur heraus, seine üble Bande schicken, Gewinn einkassieren, nächstes Ziel. Doch das war nichts Besonderes, das Werk eines Tischlers, der jeden Tag den gleichen Stuhl fertigt, mit fest auferlegten Massen; nach hundert Stück hängt es ihm zum Halse raus – und nach Tausend knüpft er sich im Hinterhofe an den morschen Apfelbaum, natürlich. Soweit sollte es nicht kommen; ein neuer Coup musste her !

Skeraf, Torut und Xsill waren gerade eingetroffen, schlenderten möglichst bedächtig und unmotiviert den Gang entlang in Richtung Haupttreppe. Sie waren lange nicht mehr hier, seit der Alte sich nach einem misslungenen Überfall so stark aufgeregt und Skeraf zur Strafe einen Schnitt mit dem Bowiemesser unter dem Auge zugefügt hatte. Er sah damit nun sogar noch fieser und hinterhältiger aus, was nur ein Vorteil sein konnte. Sie wurden also wieder gebraucht; Freude war vielleicht der falsche Ausdruck, aber Aufgeregtheit und langsam aufkeimende kleine Adrenalinschübchen, in Erwartung eines neuen Auftrages waren jetzt vorhanden – ja, es konnte losgehen. Nach dieser längeren toten Episode, mit Fliegen zählen und Bierdeckel stapeln definitiv lange ersehnt.

Die Tür öffnete sich; der Alte stand feierlich auf.

„Meine Brüder, wir haben etwas vor !“

Er machte keine grosse Umschweife und kam schnell auf den Punkt, was selten bei ihm war.

„Madame Trapattoni, deren Haus etwa einen halben Kilometer hinter dem alten Steinbruch auf einer Waldlichtung befindet, ist unser neues Ziel. Sie hat 1983 zusammen mit ihrem Mann, der damals noch lebte, in ihrem Garten einen wertvollen archäologischen Schatz gefunden ! Woher ich das weiss ? Ihr wisst, Peter Igbert ist einer meiner Vögelchen; er arbeitet beim Grundbuchamt; und vor etwa zwei Wochen, bei einem Glas Wein im Hirschen, erzählte er mir davon.“

Skeraf ist skeptisch, traut sich aber nicht etwas zu sagen und Xsill fragt spontan danach, ob sie den Schatz nach so langer Zeit immer noch in ihrem Hause aufbewahrt ?

Der Alte braust kurz auf.

„Verdammt ! Peter hat es mir versichert ! Eigentlich interessierte sich die Verwaltung dafür, aber was auf deinem Grund gefunden wird, das gehört dem Eigentümer. Und scheinbar hat das Paar es damals einfach im Hause versteckt, zumindest behaupten das auch meine anderen Vögelchen; nie sah sie jemand weiter wegfahren oder in der Stadt Leute besuchen; sie lebten beide sehr abgeschieden. Somit muss die Kiste – ja eine grosse Kiste aus Eichenholz – immer noch dort zu finden sein. Nachdem ihr Mann gestorben ist, hat sie sich allerdings drei ziemlich giftige Köter angeschafft, also geht so vorsichtig wie möglich vor. Nicht dass …“

Jetzt will sich Skeraf doch bemerkbar machen, doch der Alte hämmert seine Faust auf den Tisch bevor ihm auch nur ein Wort entgleitet.

„Ausserdem oder gerade weil: sie besitzt eine siebenläufige Schrotflinte, ein krankes Ding ! Eine Spezialanfertigung aus dem ersten Weltkrieg; ich weiss zwar nicht ob Madame dazu fähig ist, jenen massiven Rückschlag auszuhalten ohne die Schulter oder ihren Rücken zu brechen, aber wir wollen das lieber vermeiden, oder was meint ihr ? Es ist wirklich besser, die Hunde nicht zu wecken.“

Ein entwaffnendes Raunen geht durch den Raum.

„Jungs, es geht los ! Freitag Nacht, Neumond und voraussichtlich starker Nebel, ideal für unseren Plan. Ich sehe euch am Samstag und erwarte Erfolg; Hauptsache ist die Kiste, ob euch ein paar Gliedmassen abgeschossen werden, interessiert mich nicht die Bohne, so meine Worte.“

Und die Drei wussten, das war wirklich so, sie kannten ihren Boss nur all zu gut. Ihnen war nun etwas mulmig, vielleicht war dieser Coup doch ein wenig zu viel, aber sie hatten keine Wahl. Wenn sie nicht erfolgreich waren, würde der Alte sie an ein mit Beton gefülltes altes Ölfass ketten und im See versenken. Es war erst Dienstag und die Zeit bis Freitag war sehr nervös; sie versuchten sich mit Dart spielen zu entspannen, was ihnen aber nicht recht gelang. Dann probierten sie es mit Whiskey, der leider viel zu schnell ausging und der Alte hatte ihnen noch keinen Vorschuss gewährt um neuen zu kaufen, eine Woche des Vorschmerzes. Hinsichtlich Madame Trapattoni waren die Fakten bekannt und jeder von ihnen hatte einen Kaliber .22 „Handtaschenrevolver“ sowie ein Messer dabei, ganz wehrlos waren sie also nicht – aber Gott gütiger, eine siebenläufige Schrotflinte ? Einmal abdrücken wäre ausreichend um alle Drei zu den Engeln zu schicken, ein echtes Himmelfahrtskommando war das …

Freitag. Am Morgen hatten sie noch all die notwendigen Dinge mit ihren Frauen geklärt, falls sie in dieser Nacht nicht zurückkehrten, es gab einige Tränen, Torut vermachte seinem Sohn vorauseilend seine fast vollständige Messersammlung, so üblich bei Gangstern und Xsill hatte an diesem Vormittag noch einen Termin beim Standesamt; verlobt waren er und seine Silvana schon lange, aber jetzt schien der richtige Zeitpunkt dies zu besiegeln; so hätte sie wenigstens etwas in der Hand, wenn er es nicht packen würde, in jener Nacht. Den Mittag verbrachten sie gemeinsam, im Heim von Skeraf, sie und ihre Familien, Freunde und hatten dieses Mal sogar die korrupten Nachbarn eingeladen. Ausser ihren Frauen wusste jedoch niemand über den Coup Bescheid. Es war trotz den trüben Voraussichten ein gemütliches Essen, es gab ausnahmsweise keinen Streit, Gezeter, herumfliegende Teller, es ging alles sittsam zu und her. Später begannen sie Karten zu spielen, dies ein wenig lauter, wie jedes Mal; anscheinend haben die vollen Bäuche das verlorene Selbstbewusstsein zurückgebracht, zumindest hatte sich die Stimmung am Nachmittag merklich gebessert, von der Ängstlichkeit der vergangenen Woche war jedenfalls gerade nichts mehr zu spüren. Die Zeit verging wie im Fluge und der Abend, sowie die Dunkelheit breiteten sich langsam über den umliegenden Häusern aus, wie vorhergesagt kam Nebel auf und die Drei verabschiedeten sich von den Gästen, packten ihr Werkzeug und verschwanden zusammen in Richtung des alten Steinbruches …

Ausser Torut wusste niemand den genauen Weg, er hatte vor vielen Jahren einmal in diesem Steinbruch einen Unglücklichen ausgeraubt und gefesselt zurückgelassen, der überlebte leider nicht und sie fanden seine Überreste erst drei Jahre später; das war überhaupt nicht in seinem Sinne, doch er überlegte damals nicht so viel, es war sozusagen ein Kollateralschaden. Dies war lange her und obwohl es ihm kurz durch den Kopf ging, drehten sich seine Hauptsorgen heute mehr um sein eigenes Überleben, als um alte Sünden. Die beiden anderen Kumpanen diskutierten über den Wert des Schatzes, den sie klauen sollten. Sie waren sich nicht einig, was denn in dieser Eichenkiste war, alte Goldmünzen, Edelsteine oder wertvolle Artefakte ? Den ganzen Weg über waren sie überhaupt nicht leise, doch als sie langsam in die Nähe des Steinbruchs kamen verstummten ihre Stimmen ziemlich schnell. Jedem von ihnen ging vermutlich wie ein Blitz das Bild einer grossen Wumme durch den Kopf, die sie in Kürze voraussichtlich erwarten würde. Die Nervosität kehrte umgehend zurück. Skeraf ergriff das Wort.

„Da vorne, diesen groben Weg durch den Wald, von jetzt an sollten wir schweigen. Du und Xsill versucht unten einen Weg durch ein Fenster zu finden und ich werde versuchen das Schloss der Vordertür zu knacken. Wer zuerst erfolgreich ist, wirft einen Stein in die Büsche, es ist so still da draussen, man sollte das gut hören, alles klar ?“

Niemand antwortete und so begann die Aktion Kistenraub. Nun war Skeraf auf sich alleine gestellt, er schlich sich von vorne an das alte Haus heran während seine Kameraden von der anderen Seite ans Werk gingen. An der Haustür angekommen nahm er seinen Handbohrer aus der Tasche und bemerkte im gleichen Atemzug, dass die Tür gar nicht abgeschlossen war, sie war sogar einen kleinen Spalt weit offen. So einfach ? Erst doch ein wenig irritiert kehrte seine Entschlossenheit schnell zurück, er warf einen kleinen Stein ins Gebüsch neben dem Haus. Wartete ein wenig und als keine Reaktion des Fensterteams eintrat, warf er einen Zweiten; immer noch nichts ? Das konnte nicht sein … also Nerven bewahren und sich unauffällig hinters Haus schleichen; waren die beiden denn schwerhörig geworden in der Zwischenzeit, nein, sicher alles gut. Hinter dem Haus sah er niemanden … sein Herz begann nun doch einen Gang höher zu schalten, der kalte Schweiss lief ihm den Nacken herab, irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht !

Dann sah er ein offenes Fenster. Sein Puls normalisierte sich ziemlich schnell, normale Reaktion bei der Gilde seines Berufsstandes, langjährig eingeübte Fähigkeiten. Er kroch durch das offene Fenster und oh weh, ritzte sich mit einem Nagel an der Hand. Es blutete leicht, er nahm ein Taschentuch hervor und wischte es ab. Gut hatte er den Druck schnell bemerkt, es war keine tiefe Wunde. Drinnen war immer noch niemand; ausser ein alter Röhrenfernseher, ein abgenutztes Sofa, zusammengeflickte Wohnwand, dreckiger Teppich; und hier sollte, in diesem, wie er jetzt bemerkte, heruntergekommenen Haus, ein wertvoller Schatz verborgen sein ? Er wusste das Peter manchmal ein wenig zu weit ausholte und der Alte zu leichtgläubig war, doch all die anderen Vögelchen konnten sich nicht so stark täuschen, es musste etwas Wahres dran sein, diese Kulisse verwirrte ihn hier jedoch unnötig. Wo waren sie ? Und wo waren die Hunde ?

Ganz leise schwang die Tür auf und die beiden Verschwundenen trippelten auf Zehenspitzen in den Raum. Sie flüsterten, doch anscheinend war das Haus leer. Beide hatten ihre Messer in der Hand und durchsuchten bereits den unteren Stock, nichts, keine Hunde, kein Schlafzimmer mit Frau Trapattoni, kein Strom, alles aus. Sind das nicht Idealbedingungen ? Was war hier los ?

„Ich nehme nicht an, dass der Schatz im oberen Stock versteckt ist. Wir müssen somit nicht noch mehr Risiko eingehen, er wird im Keller sein. Vom Garten her hätten sie ihn einfach ein paar Stufen herunter direkt in den Keller tragen können, also suchen wir zuerst dort.“

Im Haus war kein direkter Zugang zu sehen, der in den Keller führen würde. Sie suchten eine Weile und beschlossen dann, wieder aus dem Haus zu schleichen, dieses Mal durch die Haustüre, und den an der Seite gelegenen Kellereingang aufzubrechen. Und es war wieder merkwürdig, auch dieses Tor war einen Spalt weit offen …

Sie gingen hinein, fanden sich im Heizungsraum, durchquerten die ebenfalls schimmlige Waschküche und dachten sich noch, dass hier schon lange niemand mehr etwas gewaschen hat, das Haus musste tatsächlich schon eine längere Zeit leer stehen. Keine Kiste. Weiter hinten war noch ein Abstellraum, mit alten Skiern, leeren Kartonschachteln und Schränken mit Krimskrams gefüllt. Auch hier: keine Kiste ! War das jetzt wirklich eine Täuschung ? War der ganze Aufwand umsonst ?

Von einer Sekunde auf die nächste wurde es taghell. Durch die Kellerfenster strahlten starke Autoscheinwerfer in das untere Gewölbe. Sie hatten nur kurz zuvor das Geräusch eines heranfahrenden Wagens bemerkt; doch es ging so schnell, dass sie wie starr da standen und nicht genau wussten, was nun zu tun war.

„Schnell, in die Kammer hinten, verdammt und zieh die Kellertür zuerst zu, bevor sie es bemerken !“

Dieses Mal ging der Puls von Skeraf nicht so schnell zurück. Er war sich auch solche Situationen gewöhnt, aber jetzt wurde es tatsächlich heikel. Klar, sie mussten damit rechnen, aber sie rechneten mit einer alten Frau, die leicht überwältigt werden könnte, solange sie nicht gerade ihre siebenläufige Schrotflinte auf sie gerichtet hätte … mit den Hunden wären sie fertig geworden – dachten sie – doch aus dem Wagen stiegen zwei Hünen, beide bewaffnet und ein dritter kam gerade mit einem anderen Wagen an, jetzt war die Suppe heiss, zu heiss; hier lief so einiges daneben. Sie könnten sich einen Kampf liefern, wollten aber lieber unentdeckt bleiben. Suchten sie etwa auch die ominöse Kiste ?

„Den einen kenne ich. Eisen-Markus, Konkurrenz. Ein wahrlich ekelhafter Typ, er hat damals den Juwelier in der Nachbarstadt überfallen, ihm in den Bauch geschossen und meiner Schwester nach einem geplatzten Drogendeal beide Arme gebrochen, mit dem hab ich selbsterklärend noch ne Rechnung offen.“

Die Drei blieben erstmal versteckt. Niemand rührte sich. Die Hünen aus dem ersten Wagen stiessen mit lautem Knall die Kellertür auf und leuchteten mit grossen Taschenlampen den Raum aus. Anscheinend war es wahr – sie suchten das gleiche wie sie selbst. Xsill stiess aus Versehen einen der Skier an die Wand, doch niemand bemerkte es. Jetzt waren sie in der Waschküche. Skeraf überlegte sich, wie er sich an dem Markus-Gesicht eiskalt rächen würde; er selbst war leider nur bedingt cool, bis auf ein paar Ausrutscher blieb er im kleinkriminellen Milieu und der Typ war mehr als eine Spur gefährlicher als er selbst. Trotzdem kochte die Wut in ihm, denn seine Schwester war ihm heilig. Und sie hatte fast ein Jahr lang starke Schmerzen wegen dieses Vorfalls; es war damals ziemlich unnötig, viel mehr, weil sie überhaupt nichts damit zu tun hatte, und nur zufällig in diese Situation geraten ist. Es ging ihm nur um’s Schweigen – sie hätte so oder so geschwiegen, und dieses Arschloch wusste das, hat ihr aber trotzdem beide Arme gebrochen – mit einem Gabelstapler.

Einer von ihnen fand doch tatsächlich den Weg nach oben, es gab also doch eine Verbindung. Der Weg führte direkt neben die Haustür, waren sie nicht mindestens fünf Mal daran vorbei geschlichen ? Eisen-Markus und der andere Typ blieben unten und durchwühlten den Raum neben der Waschküche, in dem wir nur einen kaputten Rasenmäher zu sehen glaubten – wir haben da wohl auch nicht gründlich genug hingeschaut – dort ist aber bestimmt nicht die gesuchte Kiste ! Nur eine Frage der Zeit bis sie uns entdecken und jetzt war der Moment gekommen, in dem wir an unsere Flucht denken sollten …

Gerade als der im Parterre herumsuchende Kerl wieder die Kellertreppe hinunterkam, ging es los. Lautes Bellen, und es war deutlich, dass hier ein paar Bestien: waren die wirklich so krass ? Skeraf schluckte leer, das waren echte Kampfhunde, die da in Richtung Keller stoben, wie sich durch die offene Kellertür im noch brennenden Scheinwerferlicht des Wagens davor erkennen liess. Scheisse !

Die Bestien standen nun Zähne fletschend in der Tür und beide Typen, sowie der Dritte dahinter hatten bereits ihre Knarren gezogen, durchgeladen und entsichert, und nur eine Millisekunde trennte die Hunde nun vom Himmel. Doch es kam anders: denn in diesem Moment, wurde es so verdammt laut, ein Geräusch mit so einer elenden Lautstärke, alle drei Kumpanen hatten augenblicklich einen kompletten Hörsturz, die nächsten zwanzig Minuten war alles nur noch Pfeifen, es dauerte Stunden, bis es auch nur annähernd wieder langsam zurückkehrte, das Hören … was war geschehen ? Mit einer Zeitlupenkamera betrachtet wäre es ein wahres Meisterwerk geworden:

Madame Trapattoni drückte ab. Gnadenlos. Einmal. Das Ding hatte gar nicht so einen schlimmen Rückstoss, es war gut ausbalanciert. Und die alte Frau ? Nein. Niemals. Sie war keine zwanzig mehr, das sah man, aber älter als fünfzig sah sie auf keinen Fall aus, zudem klein und schlank, doch ziemlich kräftig gebaut, kein Ruck, kein Zucken, nichts. Ein echter Badass !

Was allerdings aus den sieben Rohren nach vorne herauskam hätte jedem Wetterforscher einen Orgasmus beschert, ein Orkan, Hurrikan, Zyklon ? Nicht einmal diese Worte beschreiben den Sturm der da mit dem Schiesspulver in den Patronen heraufbeschwört und durch die Wucht der Stahlkugeln in Richtung des ekelhaften Eisen-Markus und seinen zwei Affenwichsern losgetreten wurde. In keinem Film sah Skeraf bisher so ein Massaker, die Kugeln zerfetzten Körperteile wie ein Baseball mit 160 km/h eine Sandburg zerstört, vollständig – was war das bloss für ein Ding ? Sowas haben die damals gebaut ? Um es im Krieg tatsächlich zu benutzen ? Das ist wirklich krank.

Mit einmal Abdrücken lagen da nur noch ungeordnete Häufchen mit Skelett und Fleischresten durcheinandergewürfelt auf dem schon vorher dreckigen Kellerboden, gut, das Ding war ziemlich gross, was er erst jetzt wirklich sah, aber soviel Wumms hätte er dann doch nicht erwartet. Die hierdurch entstehende Situation war wie angeleimt, alles zu einem Standbild erstarrt. Der Schreck und Ohrenschmerz überwältigten jeden Seelenanteil der sich auch nur irgendwie völlig schwächlich zu äussern gewagt hätte; Stille.

Den ersten Schritt machten die Hunde. Sie fanden es gar nicht so schrecklich und liessen ihrem angeborenen Opportunismus freien Lauf: hier gab es mehr als genug zum Fressen, ein Festmahl. Doch die Besitzerin rief ihre Tiere schnell zurück, ein bisschen Anstand, anscheinend waren sie wohlgenährt und hatten es nicht nötig solche stinkenden ekelhaften Drecksäcke zu verspeisen.

Xsill bemerkte, mit einem Handzeichen, dass sie bisher noch nicht bemerkt wurden. Frau Trapattoni zog sich nach draussen zurück um eine Zigarette zu rauchen, sie war tatsächlich allein und wohnte also doch nicht mehr hier, wie vermutet, wie war sie so jung geblieben ? Hatte sie überhaupt jemals hier gewohnt, das alles war schwer zu verstehen, hier mussten einige Fakten in einen komplett anderen Verlauf der Geschichte eingeordnet werden, war sie etwa eine Agentin ? Doch jetzt war nicht der Moment um solches Sinnieren zu üben, es war schwerstens Zeit für Flucht, niemand der Drei wollte das Ding noch einmal in Aktion erleben und sie würden wohl sogar dem Alten auf Nimmerwiedersehen sagen, nichts war schlimmer als das gerade Erlebte. Also schnell weg von hier und niemals zurück …

🎱🎱🎱

Es war ein schöner Sonntag Morgen, sie frühstückten gemeinsam im Hirschen, frische Brötchen und eine sehr gut ausgestattete Fleischplatte lag vor ihnen auf dem Tisch, welche darauf wartete genossen zu werden. Zwei Wochen waren seit dem Horrorcoup vergangen und den Alten hatten sie bereits zum Teufel geschickt. Erst war da zwar noch ein wenig Skrupel, aber sie fassten ihren ganzen Mut zusammen, und die Sache war besiegelt, als er wieder versuchte sein – zugegeben überdimensioniertes Bowiemesser – hervorzuholen um ihnen Respekt beizubringen. Skeraf gab ihm einen herzhaften Tritt in die Eier, das war’s. So schwach war er wirklich, wie konnten sie so lange Angst vor ihm haben ? Der sackte zusammen wie ein nasser Sack, und schrie nur: „SOFORT RAUS MIT EUCH !!!!!“ – sofern man sein Schreien Schreien nennen kann, eher Stöhnen gemischt mit Mitleid und einer Spur Krächzen: Kapitel abgeschlossen …

Was allerdings die Sache mit der geheimnisumwitterten Madame Trapattoni betrifft, waren sie bisher keinen Schritt weiter gekommen. Alles was sie erlebt hatten, konnten sie immer noch in keinster Weise zuordnen, es bleibt ein Mysterium. Peter Igbert blieb seit dieser Nacht ebenfalls verschwunden und auch andere Vögelchen zog es dem Anschein nach wie durch Zufall von hier fort. Es war nun ihr Gebiet, ihre Macht, ihre Welt. Durch – diese eine, leider schreckliche Nacht – wurden sie selbst an die Spitze der kleinkriminellen Nahrungskette katapultiert und neue frische Abenteuer lagen in der Luft, wie der Duft von gerade spriessenden Frühlingsblumen, bon appétit !

ENDE

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43 Gedanken zu “‚Die mysteriöse Eichenholzkiste‘”

                1. Unter Freunden können wir das auch so machen: ich schreibe das für dich und du kannst die Frau dann haben, auf’s Heiraten bin ich nämlich nicht so scharf … 😋

                  (wäre natürlich froh, wenn du sie mir ab und an mal in einer einsamen Nacht aus-lehnen würdest)

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                    1. Hmm… das verändert die Sachlage…

                      ich schlage einen angepassten Deal vor – du behältst das Weibchen, schickst mir nur leihweise ihre Strapse und kriegst sie nach ein, zwei Wochen frisch gewaschen zurück ??? (natürlich werde ich eventuell ausgefallene Komponenten, wegen Laufmaschen etc. mit gleicher oder gar besserer Qualität ersetzen !) 😌

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            1. Ist wohl noch ein älteres Baujahr, ein Oldtimer, denn der neue Mustang steht immer hier gegenüber und sieht wuchtiger aus, nicht mehr so sportlich, aber wenn er anfährt hat man das Gefühl von V8 und ich liebe dieses Schnurren ..

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              1. Die Betonung auf „sieht“ und „nicht mehr so sportlich“. Die neuen gehen, natürlich je nach Modell, auch ganz ordentlich.

                Aber dann kommt so ein kleiner Toyota Yaris und fährt beiden um die Ohren !

                Ist alles relativ, man könnte fast jedes Auto irgendwie schnell machen, mit genügend Aufwand. 😉

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                1. Mein Bruder hat wie immer Recht, aber ein schnelles Auto ist noch lang kein Ford Mustang. Ich muss zugeben, dass ich nicht neutral bin als Liebhaber der 66er Baureihe. die auch manche Musiker bevorzugen:

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                  1. Tut mir leid, wollte nicht den Klugscheissermodus einlegen, aber bei Autos überkommt es mich irgendwie … 😅

                    Das Auto da oben, sofort, Bruder, supergerne !!! (mein Herz schlägt insgeheim auch für brabbelnde V8-Motoren) 🙂

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  1. Am besten war das „entwaffnende Raunen“, das durch die Luft ging, als von der siebenläufigen Schrottflinte die Rede war 😁 Eigentlich fehlte nur noch das Tuborg-Bier. Ich dachte an die Olsenbande und dann hätten wir auch die Auflöseng, denn bei denen ist die Auflösung, dass es keine Auflösung gibt. Solltest du als Schlussfolge in Schweden anmelden. Der Alte endet einmal nicht im Knast und die Doofen machen sich selbstständig. Eigentlich ein Happy-End. Und die Eichholzkiste? Darin endet doch jede Geschichte einmal. Oder?

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      1. In der Geschichte war’s eine Eisendusche für die (anderen) Bösen. Sollte man mit alten Schießprügeln lassen, die Läufe vertragen das nicht (auch wenn das Material Weicheisen genannt wird, Blei ist weicher) – aber gut, einmal ist keinmal und die Wächterin der fragwürdigen Eichentruhe wird schon wissen, was sie tut. Immerhin ist es für ihre verfressenen Hunde so besser.

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          1. Bekannt, der Spruch. In Indien hieße das Ergebnis der rastlosen Tätigkeit, also des vergeblichen Versuchs, einen Sohn zu zeugen, „Reichtum anderer Leute.“ Echte Büchsenmacher gehen eher mit Lötzinn zu Werke, eine echte Sträflingsarbeit, dauernd so Blechbüchsen zu machen. Und der Gemeinte, also der Waffentechniker – ein Beruf, der Letztens ungeahnte Aufwertung gewonnen hat, die ganze Gesellschaft jubelt diesen Segensbringern und Lebensrettern zu, alles Heil der Welt scheint auf den Kanonenläufen zu beruhen – hat es dann doch eher mit ziemlich festem Stahl zu tun. Und, geht das Ding los, mit ohrschädigendem Krach und bei Unachtsamkeit schmerzhaftem Rückstoß und irgendwo einem Loch. Gegebenenfalls im Gegenüber.

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            1. Wenn man so Kommentare wie von gerlinde bekommt, macht das Bloggen Spaß. Was in der Steinzeit noch der größere Stein bedeutete, ist heut die größere Wumme.

              Ich verfüge nur über zwei Handfeuerwaffen: Eine Heckler & Koch P 30 und eine Walther P22 Q. Erstere, um im Notfall 15 Schuss zu haben, zweitere, weil man sie in der Hosentasche tragen kann. Ich denke, du kennst dich aus.

              Hab dich zwar anfangs für eine Philosophie-Professorin gehalten, aber dein Allgemeinwissen war dann doch großer 😉

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              1. Ja, die Magazinkapazität wächst und wächst (und ich hatte schon seinerzeit, in der Hochzeit der RAF, große Bedenken, wenn ich die Polizisten mit MPs (!) zur Hauptverkehrszeit an den Bahnhöfen stehen sah, sehe auch heute nicht ein, wenn ich durch einen Flughafen laufe, weshalb die unbedingt Schnellfeuerwaffen haben müssen). Wann braucht man 15 Schuß, vermutlich 9mm Para? Das heißt nicht, dass ich als guter Kurzwaffenschütze gelten möchte oder kann, ich ziehe ohnehin die längere Distanz verbunden mit dem ruhigeren Zielen vor. Und deshalb ist die verbliebene Kurzwaffe nur ein stupsnasiger 357 Mag. S & W mit lächerlichen 5 Schuß – ja, größere Wumme, stimmt schon.
                Also in Westernausdrücken: Westlich von Santa Fe und Annie, get your gun paßt besser zu mir. Buffalo Bill schon weniger, denn die Reiterkunststückchen traute ich mir nicht mal früher zu… (ich kenne einen Förster, der auch Islandponies hält und „es mal versuchen wollte.“ Also vom Pferderücken aus schießen. Er sagte nur: „Nie wieder!“).
                Ich kann tatsächlich nicht nur ein wenig mit philosophischen oder anderen, möglichst kompliziert klingenden fremdsprachlichen Ausdrücken um mich werfen, sondern auch Calamity Jane, das ist wahr, das gebe ich nicht ungern zu.

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                1. Ich muss zugeben, dass ich Respekt vor dir habe und deinem Revolver. Ist ein sehr schönes Stück und trägt einen altverdienten Herstellernamen. Die H & K lade ich nur mit 14 Patronen, weil das Magazin sonst so überspannt ist. Damals wollte ich sie haben, weil sie gut aussieht, aber inzwischen hab sie nur noch im Safe und reinige sie zweimal im Jahr und Öle sie. Waffennarren würden eher nicht schießen, weil sie das Objekt ihrer Begierde eher als etwas sehen, dass man stolz besitzt, aber niemals wirklich einsetzt. Die Walther hat Kal. 22 und nur sieben Schuss und ich hab ein Lederholster, aber steck sie auch mal so in die Hosentasche, wenn ich frühmorgens um halb drei mit dem Rad zur Arbeit fahre. Ist halt schön kompakt und reißt keine Löcher in Flugzeugwände, aber verfehlt in einer Notwehrsituation nicht seine Wirkung.

                  Calamity Jane ist besser als Bonnie Elizabeth Parker, obwohl letztere auch Gedichte verfasste .. Aber ich möchte nicht an Bonnie and Clydes Stelle gesessen haben, als 167 Kugeln die Karosserie des Ford Model 1934 B Fordor Deluxe-Limousine aus dem Jahr 40 verzierten.

                  Von einem Pferd aus schießen ist übrigens lebensgefährlich, weil ein Schuss immer so laut ist, dass ein Mensch dadurch vertauben kann, wenns nicht gerade eine 7.65er ist. Ein Pferd könnte dadurch leicht durchgehen. Und wer denkt, ein Schalldämpfer verursacht nur dieses „Plop“-Geräusch wie in den Filmen, der irrt sich gewaltig. Ein Schalldämpfer verringert die Lautstärke nur minimal.

                  Bis demnächst in diesem Theater, meine Liebe. Du schreibst doch keine Krimis? Oder? In außerordentlicher Hochachtung, Sven 💝

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    1. Ja, definitiv ein Fall für die MythBusters … 😂

      Dachte dabei an die Materialstärke, ziemlich grosses – unbekanntes Kaliber, eventuell bereits damals inoffiziell verfügbare Stahlqualität/Veredelung -en, sehr langes Patronenlager und Runden mit massiver Treibmittel-Überladung, Einzelstück/maximal Kleinserie und eine, trotz ihres geringen Gewichtes mit sehr kräftigem Körperbau ausgestatteten Madame Trapattoni. Denn das Ding müsste wohl mindestens einen Drittel schwerer sein, als sie selbst.

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      1. Ich sag mal, da wäre auch eine mittelalterliche Wallbüchse geeignet gewesen! Aber gut, das erklärt den großen Wumms (in diesen Tagen der Aufrüstung auch in der Politik ein beliebtes Wort, neu aufgenommen in das Wörterbuch des elaborierten Codes), der die nächsten Probleme beseitigte, aber doch hoffentlich nicht auch die gesuchte Kiste.

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        1. Du hast verstanden worauf ich hinaus will.

          Die haben im Mittelalter(und viel früher) bereits ganz lustige Dinge gebaut(obwohl ich ein faires Schwertduell grundsätzlich edler finde).

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            1. Ja, korrekt. Es gibt irdisch gesehen keinen einzigen Wettbewerb, der vom technischen Standpunkt aus gesehen, absolut fair wäre. Ausser vielleicht, ein Kampf gegen sich selbst… – interessant, nicht ? – so ein Schwertduell gegen ein genetisch identisches Exemplar, könnte wirklich heiss werden !

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                1. In der Nahdistanz kann ich mir das sehr gut vorstellen…

                  Also seinen Gegner immer auf Abstand halten; denn dann, könnte es möglich sein – nicht mit einem Claymore, vermutlich eher gegen Rüstungen, diese längeren schwereren Schwerter – dass ein geübter Katana-Schwertschwinger dem Gegenüber die linke Hand samt Dolch so mal locker nebenbei wegsäbelt…

                  Hab mal gesehen, was sowas mit einem kleinen Bäumchen macht; vielleicht gar ein Oberschenkel, wenn genug Schwung vorhanden um durch den Femur zu kommen, je nach Statur des Gegners.

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                  1. (ich hatte eher vor Augen, dass der geschickte? ungeschickte? Musketier mit sich selbst in Konflikt gerät, die rechte gegen die linke, und die für vieles geschicktere kürzere Waffe eben den Weg zum Ziel, zum Herzen findet, das Gefecht für sich entscheidet. – Exitus!)

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